Aufstieg im Speckgürtel – Victoria schreibt Geschichte

Die Ausgangslage war so klar wie der Himmel über Brandenburg: Ein weiterer Sieg und unsere ersten Herren würden Geschichte schreiben und erstmals seit der Jahrtausendwende das Tor zur Bezirksliga aufstoßen.
Um dafür eine angemessene Kulisse zu bereiten, machten sich etwa 150 VictorianerInnen auf den beschwerlichen Weg in die Bienenstadt und tauchten das beschauliche Örtchen früh am Morgen passenderweise in schwarz-gelbe Farben.
Wer die beschauliche Ruhe des Speckgürtels zum sonntäglichen Ausschlafen nutzen wollte, der wurde bitterlich und lautstark enttäuscht. Trommeln, Fanfaren, Rasseln und eine tobende Menge peitschten nicht nur die Rehe in den Wald zurück, auch der örtliche Sportplatz erzitterte bereits vor Anpfiff.
Und so war ab Minute eins Gänsehaut garantiert. Die Victoria aus der Hauptstadt startete bei den Gastgebern aus dem Umland in Bestbesetzung, obwohl hinter dem Einsatz von Topscorer Basti Hake bis zuletzt ein Fragezeichen stand. Eben jener war es dann auch, der nach einer ausgeglichenen und intensiven Anfangsphase den Gästeblock zum Beben brachte. 1:0 nach 18 Minuten, ab hier ging es zumeist nur in eine Richtung.
Während einige Heimspieler offensichtlich durch die Kulisse beeindruckt die nötige Konzentration vermissen ließen, fuhr die Victoria weitere gefährliche Angriffe und Abschlüsse, bei denen vor allem Maximilian Hake noch das Schussglück fehlte.
Während bei brütender Hitze sowohl Spieler wie auch Fans die Trinkpausen sowie die Halbzeit fleißig zur Erholung nutzten, startete die Victoria eiskalt in Halbzeit zwei.
Nach gerade mal sechs Zeigerumdrehungen zeigte Maximilian Hake, dass er die Fehlschüsse längst abgehakt hatte und traf mitten ins Herz von Hohen Neuendorf, die sich bis dato wohl noch Chancen auf den Aufstieg ausrechnen wollten. Aber nichts da: 2:0 für die Gäste.
Wie sehr das Nervenkostüm der Gastgeber belastet war, zeigte nicht nur der Platzverweis in Minute 59. Zunehmend ruppiger kämpften die Brandenburger um die Bälle. Konsequenz der harten Herangehensweise war die verletzungsbedingte Auswechslung von Momo Qasim (65.). Ihn ersetzte Gottlieb, frei nach dem Motto Härte gegen Härte.
Während die Gäste weitere zwei frische Spieler (Hoffmann, Stuck) brachten wurden auf der Gegenseite fleißig Karten gesammelt.
Einzig ein Abstimmungsfehler brachte Victoria dann doch noch kurz in Bedrängnis: Sevriens im Tor uneinig mit der eigenen Abwehr verwehrte jedoch Hohen Neuendorf den Eintrag in die Torschützenliste und erledigte das 1:2 selbst per Eigentor (78.).
Wer jetzt dachte der Kahn könnte wanken, eventuell sogar kippen, den nahm Maximilian Hake erneut an die Hand (3:1 79.), danach nahm ihn ganz Friedrichshain in den Arm. Jubel, Ekstase, die ersten kippten ohnmächtig vor Freude (vielleicht war es auch ein Sonnenstich) auf den satten Rasen.
Bis auf einen weiteren Platzverweis gegen frustrierte Gastgeber und die Einwechslungen von Kischke und Merkel passierte dann nichts nennenswertes mehr. Apfiff und Jubelschreie bis nach Alt-Stralau.
Aufstieg. Vorzeitig. Bezirksliga. Bad in der Menge. Spektakuläre Bilder im Speckgürtel der Hauptstadt. Da wo sich Fuchs und Hase sonst gute Nacht sagen, machte Victoria den Tag zur Nacht und startete die Feierlichkeiten direkt vor Ort.
Logisch, dass diese dann per Bustransfer auf Berlins schönste Halbinsel verlagert wurden.
Dank geht raus an alle Beteiligten, die Mannschaft, die Trainer, den unglaublichen Anhang und natürlich auch die Gastgeber dieses jetzt schon legendären Tages.
Doch so ganz vorbei ist die Saison noch nicht und wem die Torte jetzt schon schmeckt, der sollte das Sahnehäubchen nicht verpassen: Am Samstag (21.06.25) geht es ab 14 Uhr im Derby gegen Berolina Stralau natürlich noch um die Meisterschaft in der Liga. Dabei sein ist Pflicht. Sommerwetter, kühle Getränke, Bratwurst (und Käse) vom Grill sind auch am Start, wenn die erste Herrenmannschaft ihrer Saison die Krone aufsetzt.

Autor: Philipp Ludwig